"Vitamin B" nützlich für duale Ausbildung

Soziale Kontakte der Eltern helfen immer noch bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz

Eine Studie untersucht, welche Rolle die "Beziehungen" der Eltern für den Übergang ihrer Kinder von der Schule in den Beruf spielen. Sie belegt, dass diese besonders wirksam sind, wenn die Eltern Personen vor allem in Berufen kennen, in denen es viele duale Ausbildungsplätze gibt, für die ein niedriger oder mittlerer Bildungsabschluss erforderlich ist.

 

Soziale Kontakte spielen eine erhebliche Rolle bei der Arbeitsplatzsuche. Tobias Roth untersucht diesen Zusammenhang zwischen sozialen Kontakten von Eltern und dem Erfolg der Ausbildungsplatzsuche von Jugendlichen. Dabei geht er von der Hypothese aus, dass nur spezifische Kontakte der Eltern als soziales Kapital, als „Vitamin B“, wirksam werden.

Für die Untersuchung nutzt Roth Daten der 4. Kohorte des Nationalen Bildungspanels (NEPS), die aufgrund ihrer Fülle und ihrer Repräsentativität sowie ihres Längsschnittdesigns für diese Analyse ideale Bedingungen bieten. In die Untersuchung bezieht Roth Angaben von Jugendlichen über die Ausbildungsplatzsuche in der neunten und zehnten Klasse sowie in den Monaten nach dem Abschluss der zehnten Klasse ein. Angaben der Eltern zu ihren sozialen Kontakten liegen aus der ersten Erhebungswelle vor. Nicht in die Untersuchung einbezogen wurden Schüler*innen von Gymnasien und von Sonderschulen: Im Fokus der Untersuchung steht die Aufnahme einer Berufsausbildung im dualen System von Jugendlichen mit höchstens Realschulabschluss.

Zusammengefasst erbrachten die Analysen folgende Ergebnisse: Wenn Eltern viele Kontakte zu Personen haben, die in Ausbildungsberufen tätig sind, finden ihre Kinder auch eher einen Ausbildungsplatz im dualen System. Kinder dieser Eltern landen seltener im Übergangssystem und stehen seltener am Ende des Untersuchungszeitraums ohne Ausbildungsplatz da. Diese Wirkung der sozialen Kontakte zeigt sich allerdings vor allem, wenn die Eltern Personen in Berufen kennen, in denen es viele duale Ausbildungsplätze gibt und für die ein niedriger oder mittlerer Bildungsabschluss typisch ist. Soziale Kontakte der Eltern mit Ausbildungsberufen mit höherem Status, die oft von jungen Erwachsenen mit höheren Bildungsabschlüssen gewählt werden, etwa Bankkauffrau oder Bankkaufmann, wirken nicht in der beschriebenen Weise.

Höhere Qualifikationen

Auch Kontakte der Eltern zu Personen mit höheren Qualifikationen wirken nicht positiv bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz im dualen System. Sie stehen aber in einem positiven Zusammenhang zur Aufnahme einer schulischen Ausbildung oder zur Entscheidung für einen weiteren Schulbesuch.

Zwischen den sozialen Kontakten der Eltern und der Qualität der Ausbildungsplätze in Hinblick auf Einkommen und Status zeigten die Analysen keinen Zusammenhang. Ebenso wenig konnte ein Zusammenhang mit der Zufriedenheit der Jugendlichen mit dem Ausbildungsplatz festgestellt werden.

 

Quelle: Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (2019, Februar): „Beziehungen“ helfen immer noch bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz (NEPS Ergebnisse kompakt). Bamberg, Deutschland. Aus: www.neps-data.de/de-de/datenzentrum/publikationen/nepsergebnissekompakt

Originalliteratur: Roth, T. (2018). The influence of parents' social capital on their childrens' transition to vocational training in Germany. Social Networks, 55, 74–85. doi:10.1016/j.socnet.2018.05.006. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0378873317301843?via%3Dihub

NEPS Ergebnisse kompakt: NEPS Ergebnisse kompakt ist ein Service des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe e.V. (LIfBi). Das LIfBi informiert regelmäßig über aktuelle Ergebnisse aus der Forschung auf Basis der Daten des Nationalen Bildungspanels (National Educational Panel Study, NEPS).

 

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